Ein Haufen Freaks / Foto: Concorde

Ein Doppelagent und ein Haufen Freaks

Felix Herngrens Roman-Verfilmung „Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand“

Wenn man eine solche Vorlage ins Kino bringt, kann man fast nur scheitern. Herngrens Film hält sich zwar eng an die Handlung von Jonas Jonassons Bestseller, erreicht aber trotz vielversprechender Darsteller nur selten dessen Qualität.

Schlagkräftig ist Allan Karlsson (Robert Gustafsson) auch im Film. / Foto: Concorde
Schlagkräftig ist Allan Karlsson (Robert Gustafsson) auch im Film. / Foto: Concorde

Irgendwie schafft er es immer im entscheidenden Moment am entscheidenden Ort zu sein: Im spanischen Bürgerkrieg rettet Allan Karlsson ganz zufällig General Franco das Leben, in den USA gibt er Oppermann nebenbei beim Kaffee Servieren den entscheidenden Hinweis zur Entwicklung der Atombombe. Und nach einer durchzechten Nacht mit einem russischen Geheimagenten soll er schließlich den Sowjets sein Wissen über den Bau von Atombomben zur Verfügung stellen. Nach einigem Hin und Her samt spektakulären Ausbruch aus einem russischen Arbeitslager zusammen mit Albert Einsteins debilem Zwillingsbruder Herbert wird Allan schließlich russisch-amerikanischer Doppelagent.

Felix Herngren hat in seiner Verfilmung von „Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand“ Allans Mäandern durch hundert Jahre Weltgeschichte stark gekürzt. Dass der Protagonist völlig frei vom Streben nach wirtschaftlichem und politischem Erfolg und gesellschaftlichem Prestige jeder Art ist, und sich sowohl in jungen Jahren als auch im Alter dafür umso mehr für Sprengstoff und Alkohol interessiert, wird im Film trotzdem schnell deutlich.

Was bei Herngren jedoch zu kurz kommt ist das Charmante, Lausbübisch-Menschliche der Romanvorlage. Altenheimflüchtling Allan Karlsson und seine Weggefährten erscheinen im Buch als Lebenskünstler und sympathische Individualisten, die im ureigenen Interesse erfinderisch werden. Im Film sind sie nur noch ein Haufen gescheiterter Freaks, die einfach nichts anderes auf die Reihe bekommen als sich regelmäßig zu betrinken und mit einem Zirkuselefanten im Gepäck durch halb Schweden zu fliehen. Was im Buch erfrischend und in seiner Aberwitzigkeit fast visionär wirkt, ist im Film vor allem eine effektheischende Aneinanderreihung von Skurilitäten.

Ein Haufen Freaks / Foto: Concorde
Ein Haufen Freaks / Foto: Concorde

Der Film gibt die großen, handlungstreibenden Ideen des Buches solide wieder, nimmt sie dabei jedoch ein bisschen zu ernst. Felix Herngren gelingt es nur an wenigen Stellen, eine Umsetzung für den charmanten, augenzwinkernd-fabulierenden Plauderton von Romanautor Jonas Jonasson zu finden.

Das ist schade, zumal die Schauspieler rund um den schwedischen Comedian Robert Gustafsson, der sowohl den jungen als auch den alten Allan spielt, zeigen, dass sie durchaus das Zeug zu schneller Screwball-Komik hätten.

Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand
Komödie, Schweden, 2013, 96 Minuten, Regie: Felix Herngren, Darsteller:  Robert Gustaffson, Iwar Wiklander, David Wiberg, Mia Skäringer. Concorde Filmverleih, FSK 12